Die Praxisübernahme ist die beliebteste Form der ärztlichen Existenzgründung. So einfach eine Übernahme im Vergleich zur Neugründung klingt – auch dieser Prozess geht mit einigen Herausforderungen einher. Lesen Sie hier, worauf es ankommt, welche Kosten auf Sie zukommen und wie Sie mit Bestandspersonal umgehen.
Was ist zu beachten bei einer Praxisübernahme?
Informieren Sie sich bei Übernahmewunsch frühzeitig über den Prozess. Zu den wichtigsten Schritten auf dem Weg zur eigenen Praxis gehören:
Was sind die durchschnittlichen Kosten einer Praxisübernahme?
Die Kosten hängen stark von Ihrem Fachgebiet, aber auch vom Standort der Praxis, ihrer technischen Ausstattung, Größe und weiteren Faktoren ab. Normalerweise beläuft sich die Gesamtsumme auf 100.000 bis 400.000 Euro. Am günstigsten zu übernehmen sind Hausarztpraxen, am teuersten sind Facharztpraxen.
Muss ich das Praxispersonal übernehmen?
Ja. Laut Gesetzgeber liegt bei einer Praxisübernahme meistens ein Betriebsübergang nach § 613a BGB vor, weshalb die bestehenden Arbeitsverträge mit dem Praxispersonal auch unter neuer Führung weiterhin gültig sind. Übernahmebedingte Kündigungen sind nicht zulässig.
Wann und wie muss ich die Patient:innen informieren?
Patient:innen sollten möglichst vor der Praxisübernahme über den bevorstehenden Eigentümerwechsel informiert werden. Dies kann im persönlichen Gespräch mit dem Praxispersonal, den behandelnden Ärzt:innen, aber auch durch schriftliche Hinweise auf der Homepage, im Newsletter, auf Aushängen in den Praxisräumlichkeiten und durch weitere Maßnahmen erfolgen.
Viele Ärzt:innen stehen im Laufe ihrer Karriere vor der Frage: Praxis gründen oder übernehmen? Zulassungsbeschränkungen in Ballungsgebieten, die eine ärztliche Überversorgung vorbeugen sollen, erschweren die Neugründung. So fielen im Jahr 2019 67 Prozent aller zahnärztlichen Existenzgründungen auf die Übernahme einer bestehenden Praxis.² Denn wer trotz der gesetzlichen Einschränkungen eine eigene Praxis führen und Kassenpatient:innen behandeln möchte, entscheidet sich deshalb meist für eine Praxisübernahme.
Doch die Möglichkeit, gesetzlich versicherte Patient:innen zu behandeln, ist nicht der einzige Vorteil einer Praxisübernahme. Schließlich erhalten Sie nicht nur den „Kassensitz“, sondern auch technisch ausgestattete Räumlichkeiten und einen festen Patientenstamm. Sie überspringen also die Phase, in der Sie sich und Ihre Praxis erst etablieren müssen und können ab Tag eins verlässliche Umsatzprognosen erstellen. Nicht zuletzt trägt dazu auch das bestehende Praxispersonal bei.
Übernehmen Sie eine Praxis, profitieren Sie von einem bestehenden Team, das die Abläufe und die Patient:innen bereits in und auswendig kennt. Zudem regelt der Gesetzgeber in § 613a Abs. 1 BGB, dass das gesamte Personal „1:1“ übernommen werden muss – und zwar zu den gleichen Konditionen. Eine Praxisübernahme ist kein Kündigungsgrund!
Darüber hinaus sind Praxisleiter:innen in der Pflicht, die Belegschaft schriftlich über den Eigentümerwechsel zu informieren. Konkret muss dieses Schreiben folgende Aspekte beinhalten:
Hinweis: Das Personal hat die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen. In diesem Fall kann der Vorbesitzer jedoch eine betriebsbedingte Kündigung (zum Beispiel aufgrund des Übergangs in den Ruhestand) aussprechen.
Durch den Fachkräftemangel und die pandemiebedingten Kündigungen herrscht auf dem Arbeitsmarkt eine große Nachfrage an qualifiziertem Praxispersonal: MFAs und ZFAs werden händeringend gesucht. Ihre zukünftigen Mitarbeiter:innen sind also quasi im Kaufpreis inbegriffen. Aber wie viel kostet eine Praxisübernahme eigentlich?
Natürlich ist die eigene Praxis immer auch eine finanzielle Frage. Die Kosten einer Praxisübernahme hängen von verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel von Ihrer Fachrichtung, dem Standort, der Ausstattung und der Größe der Praxis ab. Hausärzt:innen zahlen durchschnittlich ungefähr 169.300 Euro.³ Darin sind die Kosten für die Modernisierung der Praxis, Geräte und Umbaumaßnahmen bereits enthalten.
Die Investitionssumme von Fachärzt:innen liegt deutlich höher. So müssen gynäkologische Praxen mit 300.000 Euro, Zahnarzt-Praxen mit etwa 376.000 Euro⁴ und orthopädische Praxen mit 400.000 Euro die höchsten Beträge für eine Praxisübernahme zahlen.⁵ Sehr viel günstiger ist dahingegen die Übernahme einer Physiotherapie-Praxis: Hier ist mit einem Finanzierungsbedarf von etwa 35.000 bis 65.000 Euro zu rechnen. Diese Unterschiede lassen sich durch die benötigte technische Ausstattung erklären.
Checkliste: Darauf sollten Sie bei Praxisübernahme achten!
Sie haben sich für die Übernahme einer Arztpraxis entschieden und möchten die nächsten Schritte gehen? In dieser Checkliste finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Schritte Ihres Übernahmeprojekts.
Doch nicht nur für die Zeit vor und während der Praxisübernahme gibt es vieles zu beachten. Auch für effiziente Prozesse der Praxisverwaltung können Sie im Vorfeld die Weichen stellen.
Bereits vor der Übernahme einer Arztpraxis ist es ratsam, sich über einige grundlegende Aspekte des Praxisablaufs Gedanken zu machen und Entscheidungen zu treffen. Zu diesem gehört auch, inwiefern Sie Ihre Praxis digitalisieren möchten. Moderne digitale Praxismanagementsysteme sowie Signatur und Abrechnungstools wie Nelly ermöglichen Ihnen eine unkomplizierte Verwaltung wichtiger buchhalterischer Prozesse. Außerdem sparen digitale Lösungen Ihnen und Ihrem Team täglich viel Zeit – Nelly sogar 90 Minuten täglich!
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