Wann wurde die GOÄ zuletzt geändert?
Die Gebührenordnung für Ärzte wurde im Jahr 1982 eingeführt. Seitdem gab es lediglich kleinere Anpassungen. Die letzte größere Änderung erfolgte 1996 und blieb eher technischer Natur.
Eine vollständige Überarbeitung, die moderne Medizin und digitale Leistungen abbildet, ist seit Jahrzehnten überfällig. Genau deshalb wurde jetzt eine grundlegende Reform beschlossen.
Wann kommt die neue GOÄ?
Nach jahrzehntelanger Vorbereitung rückt die Umsetzung der neuen GOÄ nun erstmals in greifbare Nähe.
Am 29. Mai 2025 hat der 129. Deutsche Ärztetag in Leipzig dem überarbeiteten Entwurf der GOÄ neu mit starker Mehrheit zugestimmt. Dieser wurde anschließend an das Bundesgesundheitsministerium zur weiteren Prüfung übergeben.
Laut Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt ist nach Abschluss der ministeriellen Prüfung sowie der Einbindung von Bundes- und Landesfinanzministerien ein Inkrafttreten frühestens zum 1. Januar 2027 realistisch.
Ein genauer Zeitplan hängt jedoch maßgeblich davon ab, wie zügig:
- das Bundesgesundheitsministerium den Entwurf prüft und genehmigt,
- das parlamentarische Verordnungsverfahren (Bundesrat/Bundesregierung) verläuft,
- gegebenenfalls Anpassungen erfolgen.
Kurzum: Die neue GOÄ ist auf dem Weg, ein Startjahr 2027 ist derzeit am wahrscheinlichsten. Ein konkreter Starttermin wird allerdings erst nach Abschluss der politischen Verfahren folgen.
Was ist im Entwurf der neuen GOÄ Ziffern enthalten?
Der neu entwickelte GOÄ-Entwurf umfasst fast 5 600 Ziffern, darunter etwa 4 200 Hauptleistungen und rund 1400 Zuschläge.
Damit lassen sich nun praktisch alle medizinischen Tätigkeiten exakt abbilden: Von Videosprechstunden über E-Mail-Betreuung bis hin zu ärztlichen Zuwendungen nach Behandlungen.
Wichtige Neuerungen:
- Digitalleistungen (Telemedizin, ePA, DiGA) werden erstmals systematisch integriert
- Analogleistungen entfallen weitgehend, stattdessen wird jede Leistung eine eigene Ziffer bekommen
- Gesprächsziffern werden gestärkt. Die "sprechende Medizin" erhält höhere Wertigkeit
- Verzicht auf starren Steigerungssatz: Einzelpreisfähige Zuschläge statt pauschaler Faktoren (bis zum 5‑fachen Satz möglich)
- Nach dem Inkrafttreten soll die GOÄ regelmäßig aktualisiert werden. Dafür ist eine ständige Überprüfungskommission (GeKo) vorgesehen, die medizinische und technische Entwicklungen laufend bewertet.
Übrigens: Seit 2022 wird der Entwurf mit realen Abrechnungsfällen getestet, um Praxistauglichkeit und finanzielle Auswirkungen zu prüfen.
Was bedeutet die neue GOÄ für einzelne Fachbereiche?
Die Auswirkungen der neuen GOÄ variieren je nach medizinischem Gebiet stark. Während manche Fachbereiche profitieren, steht für andere ein Rückgang der Einnahmen im Raum.
Schauen wir uns hier die Bedeutung der neuen GOÄ für einige Fachbereiche an:
Neue GOÄ im Fachbereich Psychotherapie
Psychotherapeuten erhalten durch neue analoge Ziffern mehr Flexibilität, z. B. für Kurzzeit- und Akuttherapie (Ziffer 812a, 801a).
Diese Ziffern erlauben Abrechnung im 2,3‑fachen Satz und sind somit oft lukrativer als klassische Ziffern (870/861), selbst bei maximal 3,5‑facher Steigerung.
Allerdings gibt es noch Unsicherheiten bei der Erstattung durch Privatkassen, insbesondere bei Kombinationen .
Neue GOÄ im Fachbereich Radiologie
Diagnostische Fachrichtungen wie Radiologie und Radioonkologie sehen große Nachteile. Der Entwurf bewertet technische Leistungen deutlich niedriger, was teils existenzielle Risiken für Praxen birgt.
Die Kritik richtet sich vor allem gegen fehlende Transparenz der Kalkulation und ungerechtfertigte Kürzungen, trotz steigender Betriebskosten.
Ob es tatsächlich zu spürbaren Honorarkürzungen kommt, hängt allerdings vom finalen GOÄ-Text und den Bewertungen im politischen Verfahren ab.
Derzeit handelt es sich um Prognosen, die jedoch auf internen Kalkulationen und Stellungnahmen der Berufsverbände beruhen.
Lesetipp: Digitalisierung in der Radiologie
Tierärzte: Kein Teil der neuen GOÄ
Auch wenn tierärztliche Leistungen formal ähnlich abgerechnet werden, gilt für Tierärzte die eigenständige Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Diese wurde bereits 2022 grundlegend überarbeitet (mit stark erweiterten Ziffern und höheren Gebührensätzen). Die neue GOÄ betrifft ausschließlich die Humanmedizin und hat keinen direkten Einfluss auf die GOT.
Wer profitiert von der neuen GOÄ?
Von der neuen GOÄ profitieren vor allem Fachrichtungen, in denen ärztliche Gesprächsleistungen, Koordination und individuelle Betreuung im Vordergrund stehen. Dazu zählen beispielsweise:
- Hausärztlich tätige Internisten: Die neue GOÄ bewertet sprechende Medizin deutlich höher. Hausärzte profitieren von besser vergüteten Beratungen, Fallbesprechungen und Koordinationsleistungen.
- Psychotherapeutisch tätige Ärztinnen und Ärzte: Neue analoge Ziffern (z. B. 801a, 812a) ermöglichen eine realistischere Abrechnung von Akut- und Kurzzeittherapien. Auch psychotherapeutische Sprechstunden werden besser vergütet.
- Fächer mit hoher Zuwendungsintensität: Geriatrie, Palliativmedizin, Psychosomatik oder Schmerztherapie profitieren durch die aufgewerteten Gesprächsziffern und neue Zuschläge für Zeitaufwand und Komplexität.
- Jüngere Ärzte: Die klare Struktur, der Wegfall vieler Analogabrechnungen und die digitale Abbildbarkeit sollen den Einstieg in die privatärztliche Abrechnung erleichtern.
- Patienten: Auch sie könnten profitieren: Durch eine stärkere Berücksichtigung ärztlicher Zuwendung, klarere Abrechnungen und die Einbeziehung digitaler Leistungen wie Videosprechstunden oder digitale Gesundheitsanwendungen.
Aber: Nicht alle Bereiche werden besser gestellt. Wie wir vorhin bereits sehen konnten: Technische Fächer wie Radiologie oder Laborleistungen sehen sich mit finanziellen Einbußen konfrontiert.
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Fazit zur GOÄ-Novellierung Stand 2025: Was bisher geschah und wie es weitergeht
Die Reform der Gebührenordnung für Ärzte hat 2025 erstmals konkrete Formen angenommen. Mit dem Beschluss des Deutschen Ärztetags liegt ein umfassend modernisierter Entwurf vor, der digitale Leistungen, sprechende Medizin und zeitgemäße Zuschläge berücksichtigt.
Fachbereiche mit viel persönlicher Zuwendung, wie Hausärzte oder Psychotherapeuten, könnten spürbar profitieren. Technische Disziplinen wie Radiologie befürchten hingegen Kürzungen.
Die politische Umsetzung der neuen GOÄ steht allerdings noch aus. Die Prüfung durch das Bundesgesundheitsministerium und auch der Weg durch Kabinett und Bundesrat sind entscheidend.
Ein Inkrafttreten gilt frühestens ab 2027 als realistisch.
Klar ist aber schon jetzt: Die neue GOÄ soll kein starres Regelwerk mehr sein, sondern laufend angepasst werden.
Häufige Fragen
Wie alt ist die aktuelle GOÄ?
Die aktuelle Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ist über 40 Jahre alt. Sie wurde 1982 eingeführt und seitdem nur punktuell angepasst. Eine vollständige Überarbeitung hat es seitdem nicht gegeben. Daher scheint sie heute in vielen Bereichen veraltet.
Welche Rolle spielt die Bundesärztekammer bei der neuen GOÄ?
Die Bundesärztekammer (BÄK) ist maßgeblich an der Entwicklung der neuen GOÄ beteiligt. Gemeinsam mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) und der Beihilfe hat sie den neuen Entwurf erarbeitet. Sie bringt die medizinisch-fachliche Expertise ein und koordiniert auch das sogenannte Clearingverfahren mit den Fachgesellschaften. Nach dem Beschluss durch den Deutschen Ärztetag wurde der Entwurf über die BÄK an das Bundesgesundheitsministerium übergeben.
Die neue GOÄ tritt ab wann in Kraft?
Die neue GOÄ ist beschlossen, aber noch nicht in Kraft. Der Entwurf wird derzeit vom Bundesgesundheitsministerium geprüft. Nach aktuellen Einschätzungen könnte die neue GOÄ frühestens ab dem Jahr 2027 gelten. Dies hängt allerdings vom weiteren politischen Verfahren im Bundestag und Bundesrat ab.